Subway Calling – Fotografien der U-Bahnhöfe in Berlin
Fotografien der U-Bahnhöfe in Berlin. Sachlich oder verspielt, edel, klassizistisch, kitschig oder dezent, bunt, modern und hipp, vielleicht mutig oder sogar frech, elegant? Die Berliner U-Bahnhöfe und ihre individuelle Gestaltung erzählen ganz eigene Geschichten, sie erzählen von städtebaulichen Epochen, von Vorlieben und Moden, von Entwicklungen, Schulen, Stilen und Geschmäckern. Aber sie erzählen auch von den Bedingungen, unter denen sie altern, von den Umständen, unter denen Menschen hier leben und arbeiten. Manches verschweigen sie, aber auch das auf charmante Weise. Lässt man das anekdotische Potential allerdings außen vor, so bezaubern die Bahnhofswände durch ihre Farben und die verwendeten Materialien, die Schriften, Kacheln und andere gestalterische Entscheidungen.
Christian Brandt hat sich aufgemacht und ebenjene Wände der Berliner U-Bahn fotografiert und dabei ausdrücklich deren formale Elemente anvisiert. Geschult als Grafiker und Gestalter lenkt der Fotograf seinen Blick gewissermaßen durch das Motiv hindurch und verweilt bei der schlichten klaren Gestaltung, beim großzügigen Umgang mit der Typografie sowie der überwiegend zurückhaltenden Architektur der Berliner U-Bahnhöfe.
Sie sind der zentrale Grund und die Veranlassung einer geduldigen und entschlossenen fotografischen Auseinandersetzung mit den Haltestellen in den Wartezonen und Transiträumen im Bauch der großen Stadt. Die gestalterischen Elemente der Bahnhofstationen, fordern und befördern tatsächlich einen anderen Blick, möchten sie doch in ihrer formalen, grafisch-zeichnerischen, in ihrer bildhaften Eigenart betrachtet werden.
Nicht die Station mit ihrer jeweiligen individuellen Geschichte, mit ihrem Leben und ihren Anekdoten, ist das, was interessiert. Vielmehr ist es der auf die anschaulichen Phänomene gerichtete Blick, der behutsam und ohne viel Aufsehen allererst Bedeutungen schafft und neue Gedanken auslöst. Assoziationen vielleicht, beeinflusst durch eigene Erlebnisse und Gedanken, durch Erfahrenes oder Erträumtes, Gesehenes, Erinnertes. In immer wieder neuen Serien zusammengestellt, in immer wieder anderer Begleitung gewinnen die einzelnen Fotografien eine frische, andersartige, nie gesehene Anmutung.
Presstext von anläßlich der Ausstellungen in Schloß Heltorf und im NRW-Forum, 2017